Erstausweisung: 1985
Stadt: Korbach (Korbach)
MTB 4719
Schutzgrund: Bot, Zool
Größe: 7,06 ha
Teil des FFH-Gebietes „Magerrasen bei Korbach und Dorfitter" Nr. 4719-305
Lage und Besonderheiten
Der Schanzenberg südlich von Korbach ist eine der letzten noch offenen, mit Kalkmagerrasen bewachsenen Zechstein-Kuppen, die früher das Bild der Kulturlandschaft um die Stadt geprägt haben. Der
nach Süden und Südwesten abfallende Hügel diente traditionell der Beweidung mit Schafen und wird auch heute noch durch eine Schafherde gepflegt.
Der Name "Schanzenberg" weist auf die strategische Bedeutung hin, die der an der Straße zwischen Frankenberg und Korbach befindliche Hügel früher hatte.
Geologisch besteht der Schanzenberg aus dolomitisiertem, magnesiumhaltigem Schaumkalk. Halbtrockenrasen mit einzelnen Wacholdern und Solitärbäumen nehmen den größten Teil des Berges ein. Durch einen angepflanzten Laubwald im nördlichen Bereich ist etwa ein Viertel des einstigen Halbtrockenrasens verloren gegangen. Östlich der Kuppe prägt eine kleine Gruppe von Kiefern das Landschaftsbild.
Besucherhinweis:
Über die B 252 gelangt man von Korbach aus zu dem etwa einen Kilometer vom Stadtrand entfernten Schanzenberg. Ausgangspunkt für einen Besuch des Gebietes, das nur auf den Wegen betreten werden
darf, ist der Feldweg am Südrand.
Kurzübersicht Pflanzenwelt
Ein wesentlicher Grund für die Ausweisung des Schutzgebietes waren die reichen Bestände des Dreizähnigen Knabenkrauts als einer pflanzengeografisch interessanten Art mit isoliertem Vorkommen in
Nordhessen.
Eine Besonderheit des Schanzenbergs ist das individuenreiche Vorkommen der Mondraute (Botrychium lunaria), einer seltenen Farnart. Insgesamt belegen gut 200 nachgewiesene höhere Pflanzen den Artenreichtum des Gebietes.
Insbesondere der Südhang ist ein wertvoller Lebensraum Wärme liebender Tier- und Pflanzenarten. Hier hat der Enzian-Fiederzwenkenrasen seine typische Ausprägung. Er weist einen guten Erhaltungszustand auf und besitzt einen großen Artenreichtum.
• kennzeichnend sind: Stängellose Kratzdistel (Cirsium acaule), Dreizähniges Knabenkraut (Orchis tridentata), Golddistel (Carlina vulgaris), Gewöhnlicher und Deutscher Fransenenzian (Gentia-nella ciliata, G. germanica),
• reichlich vertreten: Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga), Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora), Berg-Klee (Trifolium montanum), Trift-Wiesenhafer (Helictotrichon pratense) und
Pyramiden-Schil-lergras (Koe/er/o pyramidata),
• wechselnde Blühaspekte durch Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumannia), Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) und Hügel-Meier (Asperula cynanchica)
Auf der Kuppe ist der Enzian-Fiederzwenken-rasen sehr niedrigwüchsig und schütter ausgebildet. Hier gesellen sich konkurrenzschwache einjährige Frühjahrspflanzen hinzu wie Thymianblättriges Sandkraut (Arenaria serpyllifolia) und Schwielen-Löwenzahn (Taraxacum erythrospermum).
Kurzübersicht Tierwelt
Die Fauna wird hauptsächlich durch zahlreiche Insekten- und Spinnenarten geprägt.
97 Schmetterlingsarten (davon 35 Tagfalterarten) nachgewiesen:
• Widderchenarten typisch für Kalkmagerrasen des Gebietes: Thymian-Widderchen, Esparsetten-Widderchen, Beilfleck-Widderchen und Westliches Hufeisenklee-Widderchen.
• Bläulinge in großer Zahl: Zwerg-Bläuling, Himmelblauer Bläuling und Silbergrüner Bläuling
• Mattscheckiger Braundickkopffalter und Trockenrasen-Gelbspanner (in Deutschland gefährdet und an trockenwarmes Grasland gebunden)
10 Heuschreckenarten:
• Kurzflüglige Beißschrecke, Langfühler-Dornschrecke, Großer Heidegrashüpfer und Gefleckte Keulenschrecke (Leitarten der nordhessischen Halbtrockenrasen)
25 gefundene Käferarten:
• seltener Kurzgewölbter Laufkäfer (Carabus convexus) und in trockenwarmen Habitaten lebender Grobpunktierter Haarschnellläufer (Ophonus puncticollis)
45 Spinnenarten registriert:
• viele Wärme liebende, z.T. recht seltene Arten, 1988 Erstnachweis für Hessen: Feldspinnen-Art Scotina palliardi (in Deutschland gefährdet)
Schneckenfauna:
• nur 15 Schneckenarten aufgrund großer Trockenheit und mehligem Zechsteinboden, in Hessen gefährdet: Quendelschnecke (Candidula unifasciata) und Gemeine Heideschnecke (Helicella itala)
Reptilien: Zaun- und Waldeidechse leben im Gebiet und können beim Sonnen beobachtet werden.
Vögel: Der Gesang des Baumpiepers (2006 ein Revier) kann vom Frühjahr bis in den Sommer hinein vernommen werden.
Genauere Informationen zu
Flora, Fauna und Insektenwelt
des Naturschutzgebietes finden sich
auf den Seiten 131 - 132 in: